VVN-BdA für Straßenumbenennungen: Vorwurf der Geschichtstilgung ist perfide
6. August 2025
Die VVN-BdA Münster spricht sich für die Straßenumbenennungen im Osten der Innenstadt aus und unterstützt die Entscheidung der Bezirksvertretung Münster-Mitte. Die Straßen sollten bereits 1947 umbenannt werden, da die Ehrungen für Protagonisten des deutschen Militarismus nach dem verlorenen mörderischen Zweiten Weltkrieg und dem Ende der NS-Diktatur zurückgenommen werden sollten. Der damalige Rat setzte die Umbenennungen nicht um – wie auch die für den damaligen Hindenburgplatz, seit 2012 Schlossplatz.
Straßennamen stellen eine Ehrung der nach ihnen Benannten dar. Im konkreten Fall geht es um Militaristen, im Fall des Admirals Scheer um einen Justizmörder, der für das Todesurteil gegen zwei Matrosen verantwortlich war.
Die Ehrung der Militaristen stand in den 30er Jahren in direktem Zusammenhang mit der Wiederaufrüstung und der Kriegsvorbereitungen des NS-Staates. Es ging darum den verlorenen Ersten Weltkrieg fortzusetzen und die Kriegsziele der Ausdehnung des Reiches erneut in Angriff zu nehmen. Dafür wurden die Namen der vermeintlichen „Helden“ des Ersten Weltkriegs benötigt.
Admiral Scheer sollte Nachfolger des Reichspräsidenten Hindenburg und Kandidat der extremen Rechten werden, verstarb jedoch vorher. Scheer war derjenige, der den letzten todbringenden Flottenbefehl zum Auslaufen gegeben hatte. Dieser Befehl, der den Tod Hunderter Seeleute zur Folge gehabt hätte, löste die Novemberrevolution und das Ende des Ersten Weltkriegs durch den Kieler Matrosenaufstand. Wenn also gedacht werden sollte; dann den ermordeten und mutigen Matrosen, die den Krieg und das Morden beendeten.
Besonders perfide ist in diesem Zusammenhang der Vorwurf, dass Geschichte „getilgt“ würde, wenn Straßen umbenannt würden. Geschichte lässt sich nicht „tilgen, entfernen oder revidieren“. Sie hat stattgefunden und es liegt an jeder Generation sich diese Geschichte erneut anzueignen und sich ihr zu nähern. Daher ist die Umbenennung der Straßen richtig und längst überfällig.
Bedenklich finden wir, dass ausgerechnet der Verleger der einzigen Tageszeitung (WN) in Münster maßgeblicher Unterstützer der BI gegen die Umbenennungen ist (siehe Impressum), offenbar auch seine Konsulatsadresse am Prinzipalmarkt für die BI zur Verfügung gestellt und die Reichweite seiner Zeitung genutzt hat, um die Unterschriftenlisten zu verbreiten.
Dass sich CDU und AfD als Unterstützerparteien der BI hervorgetan haben, kann angesichts des Rechtsrucks der CDU nicht verwundern. Unterstützten maßgebliche CDU-Politiker*innen noch 2012 die Umbenennung des Hindenburgplatzes, beschloss die Partei nach erfolgreichem Bürgerentscheid pro Schlossplatz, dass keine Straßenumbenennungen mehr stattfinden sollten, um den „innerparteilichen Frieden“ zu gewährleisten. Protagonisten der Pro Hindenburg-BI erhielten Listenplätze und Mandate im Stadtrat.
Sollte es zu einem Bürgerentscheid über die Straßenumbenennungen kommen, fordern wir alle Wahlberechtigten dazu auf, die Umbenennung zu unterstützen und das Anliegen der BI den Beschluss zu kippen, abzulehnen.