Redebeitrag zum 8.Mai 2013
5. Juni 2013
Das Thema meiner heutigen Rede ist kein einfaches. Es geht um den 70. Jahrestag der Bombardierung Münsters. Das war am 10. Oktober 1943. Warum so ein Thema am 8. Mai, wo es um die Opfer des Faschismus geht? Es gibt immer wieder neue Diskussionen darum, wer denn Opfer ist und um klar zu stellen wer die wirklichen Opfer sind geht es mir in dieser Rede.
Hallo, liebe Leute,
das Thema meiner heutigen Rede ist kein einfaches. Es geht um den 70. Jahrestag der Bombardierung Münsters. Das war am 10. Oktober 1943. Warum so ein Thema am 8. Mai, wo es um die Opfer des Faschismus geht? Es gibt immer wieder neue Diskussionen darum, wer denn Opfer ist und um klar zu stellen wer die wirklichen Opfer sind geht es mir in dieser Rede.
Und ganz klar ist dabei: Der Krieg und vor allem der Bombenkrieg ging vom damaligen Nazi-Deutschland aus. Er kehrte dann nach Deutschland zurück und eben auch nach Münster. Wir können diesen Tag nicht einfach nur der rechten Ecke in unserer Gesellschaft überlassen. Wie stark das instrumentalisiert werden kann, zeigt ja jetzt schon seit vielen Jahren die Stadt Dresden in der der wiederkehrende Jahrestag der Bombardierung 1945 von Nazis instrumentalisiert wird um einen „alliierten Bombenholocaust“ herbei zu illusionieren.
Was können wir zu diesem Tag, dem 10. Oktober 1943, in Münster sagen? Die Bomben sind zurückgekehrt. Die Zivilbevölkerung Deutschlands wird von den Alliierten angegriffen, nachdem Deutschland vorher mehrfach die Zivilistinnen und Zivilisten anderer Länder angegriffen hat.
Die Bombardierung von zivilen Wohngebieten, die den Alliierten vorgeworfen wird, wurde zu allererst von Deutschland ausgeführt. Gernika, Rotterdam, Coventry sind nur einige Beispiele für von Deutschland damals ausgeführten Verbrechen und auch beim Krieg gegen Polen und Russland wurde die Zivilbevölkerung keinesfalls geschont. Sondern war sogar Hauptziel von nicht nur Massenerschießungen sondern auch von Bombardierungen. Alles mit dem Ziel der Vernichtung.
Gernika und Coventry sind Beispiele dafür, dass bei den Bombardierungen gerade auch kulturelle Geschichte vernichtet weren sollte. Guernika im spanischen Baskenland wurde 1937 noch während des Spanischen Bürgerkriegs von der deutschen „Legion Condor“ angegriffen und dass nach einem Muster, dass beispielgebend für die Bombardierung ziviler Wohngebiete während des 2. Weltkreigs werden sollte. Der gesamte Ort sollte vernichtet werden. Gernika war nur ein kleiner Ort, aber er hatte eine wichtige kulturelle Bedeutung, weil er im Baskenland seit dem Mittelalter der Ort der bedeutenden baskischen Versammlung der Ältestenräte war und zudem eine heilige Stadt für die Basken. Coventry war im 2. Weltkrieg eine bedeutende Industriestadt, hat aber eine Geschichte, die bis in das Jahr 1043 zurückgeht. Kulturgüter und -schätze wurden bei den deutschen Angriffen 1940 zerstört und vernichtet.
Was ist an diesem 10. Oktober 1943 in Münster passiert? Es geschah der erste Tagesangriff auf die Stadt Münster mit mindestens 550 Toten. Bis in den November 1943 hinein gab es immer wieder aufflammende Brandherde. Die NS-Propaganda bezeichnete den Bombenangriff als Terroranschlag. Die Terroranschläge, die sie vorher selbst mehrfach mit Freuden begangen haben, hätten sie nicht so bezeichnet.
War denn Münster damals eine friedliche Stadt? Einfach nur ein beschauliches Beamten- und Verwaltungsstädtchen, wie es das Klischee ja auch heute noch besagt? Nein, damals nicht und auch heute nicht. Münster war damals auf jeden Fall eine Militärstadt. Große Flächen des damaligen Stadtgebietes waren von Kasernen bedeckt. Sowohl in der Innenstadt und auch in den Außenbezirken befanden sich Militärgebäude, Exerzierplätze, Truppenübungsplätze und weiteres. Münster hatte 2 Flughäfen, einen auf der Loddenheide und den anderen militärisch noch wichtigeren in Handorf, was aber ja damals noch nicht zu Münster gehörte, wohl aber zum Einzugsgebiet der Stadt. Sogar die Lufthansa flog diesen Flugplatz an. Und es gab sogar Rüstungsindustrie in Münster. Nicht wirklich bedeutend, aber trotzdem vorhanden. Die Zwangsarbeiterlager in Münster waren auch in der Nähe von Industriebetrieben oder Transportwegen und somit auch immer gefährdet durch Bombenangriffe. In den Lagern gab es daher auch Bunker, aber nur für das Wachpersonal. Alles entsprechend der NS-Rassenideologie. Die Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter wurden nach Zunahme der Bombenangriffe auf Münster zur Räumung des Bombenschutts eingesetzt.
Nochmal abschließend zur Frage nach dem beschaulichen Friedensstädtchen: Das Militär war und ist ein bedeutender Teil dieser Stadt. An geschichtlichen Orten auch noch gut zu sehen. Sogar Schloss und Erbdrostenhof hatten auch militärische Bedeutung. Die schicken Fotoschnappschussopfer jedes Münstertouristen. Von dem Bau aus, der damals das Schloss war, gab es ein freies Schussfeld in die Stadt hinein, falls die Bürger den Aufstand proben würden. Eben der Platz, der jetzt Schlossplatz heißt. Die Verzierungen am Schloss wurden dann erst später dran geschraubt.
Die Sprengkraft, die das Thema Bombenkrieg hat, zeigte sich in der Diskussion um das Buch „Der Brand“ von Jörg Friedrich. In den Jahren nach 2003 hat dieses Buch immense Verkaufszahlen erreicht, vor allem weil sich Deutsche dadurch ja auch mal als Opfer fühlen konnten. Aber Deutsche Täter sind nun mal keine Opfer. Trotzdem hat Jörg Friedrich in seinem Buch einen Vergleich aufgemacht zwischen den Opferzahlen des Holocaust und den Opfern des Bombenkrieges. Die Diskussion danach führte zur Benutzung des Begriffes Bombenholocaust durch die Nazis. Wir müssen daher wachsam sein, wie das Thema „Bomben auf Münster“ von welcher Personengruppe auch immer in Münster behandelt wird. In unserer Radtourreihe werden wir uns damit ebenfalls beschäftigen und wenn nötig auch in öffentliche Auseinandersetzungen eingreifen, wenn die Bombenangriffe auf Münster im 2. Weltkrieg instrumentalisiert werden zum Geschichtsrevisionismus. Da zähle ich auch auf eure Mithilfe beim Protest dagegen.
Heute ist der 8. Mai und wir gedenken hier der Opfer des Faschismus und der von Nazi-Deutschland ausgegangenen Kriegsverbrechen.
Ich danke euch für Eure Aufmerksamkeit.