Was geschah am 14. August 1942?

10. November 2017

Ein Ausstellungsstück ist ein nachgebauter Galgen, den Marc Elbers von den Technischen Betrieben gebaut hat. Mit ihm soll an die Hinrichtung von Franciszek Banaś und Wacław Ceglewski erinnert werden. Foto: Monika Gerharz, Grevener Zeitung

Hinweis und Einladung zur Ausstellung der Auszubildenden der Stadt Greven

Briefe an Franciszek und Wacław

Flyer zur Ausstellung

Ausstellung von Montag, dem 06. November bis Freitag, dem 24. November 2017

Ort: Sitzungsgstrakt des Rathauses Greven, Rathausstraße 6, 48268 Greven (frei zugänglich zu den Öffnungszeiten des Rathauses).

„Wir können es nicht verstehen. Aber wir können und wir müssen verstehen, woher es entsteht, und wir müssen wachsam bleiben.“ (Primo Levi, Überlebender des Holocaust)

Die Ausstellung erinnert an Franciszek Banaś und Wacław Ceglewski, die am 14. August 1942 in Greven wegen „verbotenen Umgangs“ mit deutschen Frauen erhängt worden sind.

Hier der Einladungstext des Ausstellungsflyers der Auszubildenden:

Auszubildende der Grevener Stadtverwaltung Lea Lüttig, Laura Hartken und Projektbetreuerin Sandra Hörnemann bringen im Vorfeld eine erläuternde Beschriftung an. Foto: Monika Gerharz, Grevener Zeitung

Franciszek Banaś wurde am 07.06.1914 in Ujosły geboren. Wacław Ceglewski wurde am 13.02.1921 in Ciechocinek geboren. Sie sind als polnische Kriegsgefangene nach Greven gekommen.

Die Schicksale der beiden zeigen, wie Menschen auch in Greven unschuldig zu Opfern von Rassismus, Rechtswillkür und Diktatur wurden. Die beiden sind in Greven wegen angeblichen „verbotenen Umgangs mit deutschen Frauen“ denunziert, inhaftiert und in den Bockholter Bergen ohne Gerichtsverfahren und ohne jegliche Möglichkeit sich zu verteidigen ermordet worden.

Am 14.08.1942 wurden Franciszek Banaś und Wacław Ceglewski von der Gestapo gefesselt in die Bockholter Berge gefahren. Sie wurden auf einen Tisch unter einen Galgen gestellt. Ihnen wurde ein Strick um den Hals gelegt, während ein Beamter den Verhaftungsgrund verlesen hat. Der Boden des Galgens fiel weg: sie sind erhängt worden.

„Sondererlass zum verbotenen Umgang“

Das Reichssicherheitshauptamt unter Himmler nahm sich das recht der „Sondererlasse“. Diese besagten, dass bei bestimmten „Vergehen“ nur die Gestapo zur Verurteilung berechtigt war. Zu diesen „Vergehen“ gehörte unter anderem auch der verbotene Umgang: Geschlechtsverkehr mit Deutschen (GV-Verbrechen). Das GV-Verbrechen meint ein Verhältnis zwischen einer deutschen Frau und einem ausländischen Mann. Das Verhältnis musste nicht, wie der Name hier eigentlich impliziert, sexueller Natur sein. Es reichte der gemeinsame Besuch der Kirche um in Verdacht zu geraten.

Wurde jemand für schuldig erklärt, führte dies zur Einweisung ins „Arbeitserziehungslager“ oder Konzentrationslager oder zur sogenannten „Sonderbehandlung“. Mit „Sonderbehandlung“ ist in diesem Zusammenhang die Todesstrafe ohne gerichtliches Urteil gemeint.

Ein Teil der beschuldigten „Zivilarbeiter“ war über das Verbot des Umgangs „mit deutschen Frauen und Mädchen“ nicht informiert. Das räumte die Gestapo selbst in einem Vermerk ein.

Verbindung Bockholter Berge und Marktplatz

Am 14.08.1942 trieben Grevener Polizisten ungefähr 40-100 polnische Zwangsarbeiter auf dem Marktplatz zusammen und nötigten sie dann zu Fuß in die Bockholter berge zu gehen, um Zeuge der Erhängung zu werden. Die getriebenen Polinnen und Polen – darunter auch Minderjährige – wurden aus Abschreckungsgründen gezwungen, an ihre erhängten Landsleute vorbeizugehen.

Kunstprojekt Stolpersteine

Ziel des europaweiten Kunstprojektes „Stolpersteine“ ist es, die Namen der Opfer wieder mit deren einstigen Lebensorten in Verbindung zu bringen und in den Städten individuell an jedes einzelne Schicksal zu erinnern. Inzwischen liegen Stolpersteine mit dem Namen von Opfern des NS-Regimes in über 1000 Orten Deutschlands und in 20 Ländern Europas.

Bei den Stolpersteinen für Franciszek Banaś und Wacław Ceglewski handelt es sich um die ersten beiden Stolpersteine in Greven.

Auf Initiative der Auszubildenden der Stadt Greven sind diese beiden Steine am 3.11.2017 auf dem Marktplatz verlegt worden.

In einer Zeit, in der Freiheit, Sicherheit und Demokratie vor neuen Herausforderungen stehen, haben die Azubis angeregt, diese historischen Schicksale auf dem Marktplatz sichtbar zu machen. Sie verbinden mit diesem bleibenden öffentlichen Zeichen den Wunsch, über das Mitgefühl für die Opfer und Verfolgten für heutiges Unrecht zu sensibilisieren.